Dienstag, 1. April 2014

31.03.2014 Machu Picchu mit Hindernissen

 Ich hatte ja die Tage vorher schon Durchfall gehabt, das aber mit Tabletten - so schien es - in den Griff bekommen. Schon als ich morgens um 4 Uhr aufstand, hatte ich wieder dieses Grummeln im Bauch. Der Zug sollte um 5:07 Uhr gehen, laut Peru Rail sollte man eine halbe Stunde vorher da sein. Wir waren 45 Minuten früher da, dabei hätten 5 Minuten auch gereicht. Ohne es zu wissen, hatten wir die teuerste Klasse mit Dachfenstern gebucht, Expedition nannte sich das. Keine Ahnung, ob alle Ausländer da rein gesetzt werden, jedenfalls war der Wagen recht leer. Gute 1 1/2 Stunden brauchte der Zug, wobei wir erst das letzte Drittel etwas von Draußen mitbekamen, nachdem es hell geworden war. Immerhin gab es Getränke und einen Snack als Service. Die meiste Zeit schlief ich, 4 Uhr ist einfach nicht meine Zeit.

In Aguas Calientes hieß es erst mal anstehen für die Tickets von Machu Picchu. Die Eintrittspreise variieren von 129 bis 150 Soles, je nachdem, ob man noch einen oder zwei Berge besuchen will. Wir  entschieden uns für die Mitte incl. des Machu Picchu-Berges. Zwischendurch kam dann wieder der Dünnpfiff und ich musste aufs Klo. Dann zur nächsten Zahlstelle, dem Bus-Ticket nach oben. Für die paar Kilometer waren 19 Dollar bzw. 54 Soles zu berappen, dann ging es nach oben. Angekommen sah man nichts, aber das änderte sich gleich, als wir eine Steintreppe nach oben gestiegen waren. Der berühmte Blick von oben auf die Überreste von Machupicchu, allerdings ziemlich stark durch Nebelschwaden beeinträchtigt.
Danach wollten wir auf dem Machupicchu Mountain, denn auf unserem Ticket stand, dass wir zur Gruppe von 7 - 11 Uhr gehörten. Man steigt dazu die Stufen des Inca Trail hinauf, eigentlich eine einzige furchtbar lange Treppe.Ich frage mich, wie die Incas das früher im Laufschritt geschafft haben. Ich jedenfalls bekam zunehmend keine Luft mehr und mir ging es immer schlechter. Bauchkrämpfe schüttelten mich und schwindlig war mir auch. Laut Navi waren es nur noch 200m Luftlinie, aber als Dieter umdrehte, fiel es mir nicht schwer, auch auf den Berg zu verzichten.
Etwas weiter unten mussten wir uns wieder in ein Buch eintragen, ständig gibt es Kontrollen mit Vorzeigen des Passes und der Tickets, dass nur ja kein Falscher mit einem Ticket sich das Eintrittsgeld erschwindelt. Echt nervig!
Durch das Haupttor ging es zur Tempelzone, weiter zum "ceremonial rock", wo mich dann eine solche Mattigkeit erfasste, dass ich mich  auf eine der wenigen Bänke legen musste, die es überhaupt gab. Ich hörte Dieter, Matthias und Jörg, aber ich war zu schlapp um aufzustehen. Nach einer Weile schlich ich dann über den unteren Teil Machu Picchus zum Ausgang zurück und ging dort erst mal auf die Toilette. So ähnlich ging es mir damals in La Paz, als ich auf den Huana Potosi steigen wollte, einen der leichtesten 6000er auf der Welt. Durchfall, und damals kam auch noch eine Portion Höhenkrankheit dazu. Jedenfalls musste ich ja auf Dieter warten, denn wir hatten uns um 13:45 Uhr an der Busstation verabredet.
Ich legte mich an der Busstation erst mal auf die Bank, aber so angenehm war das auch nicht, weil alle 5 Minuten ein neuer Bus kam und den Motor laufen ließ. Irgendwann setzte ich mich dann oben auf die Mauer, da war es leiser. 

Einmal sah ich Andrea am Eingang, aber ich konnte nicht hingehen. Meine Cola war längst leer, also kaufte ich mir im Restaurant einen Becher Cola.  Das kostete dann 20 Soles- also etwa 5,25 Euro - statt 2 Soles wie im Laden unten. Mir war inzwischen alles egal, ich wollte nur wieder in mein Bett.
Kurz nach 12 Uhr kam Dieter dann und wir fuhren mit dem Bus nach Aguas Calientes zurück. Während er dort Spagetti aß, versuchte ich irgendwie wach zu bleiben, was mir nur mühsam gelang. Endlich saßen wir im Zug, der kurz vor 15 Uhr nach Ollantaytambo  fuhr. Die 1 1/2 Stunden verschlief ich und versäumte dabei den schönen Ausblick auf das Urobambatal und seinen reißenden Fluss. In Ollanto angekommen, ging es zurück zum Hostal, und 5 Minuten später lag ich auch schon im Bett. Was für ein Glück, dass ich den Tag irgendwie geschafft hatte.

Sicher ist Machu Picchu die Sehenswürdigkeit, wenn man schon einmal in Perus Süden ist. Auf der andern Seite hat man in unmittelbarer Nähe auch die Inca-Städte Ollantaytambo und Pisaq. Das Besondere an Machu Picchu ist, dass die Spanier es nicht entdeckt hatten. Erbaut wurde die Zitadelle im 15.Jahrhundert über 50 Jahre lang aus großen Steinen, die ohne Mörtel millimetrergenau zusammengesetzt worden sind, und es wohnten etwa 500 Menschen darin. Man nimmt heute an, dass es eine Winterresidenz des Königs war, also der Zeit, in der hier schönes Wetter ist. Nach Cusco geht der Inca-Trail, und Machu Picchu war auch mit allen anderen wichtigen Punkten des Inca-Reichs über Trails verbunden. Auf den Terassen wurde Korn, Kartoffeln und Coca angepflanzt, Wasser wurde durch ein Kanalsystem geleitet und überflüssiges Wasser mit einem Drainagesystem abgeleitet. Wenn das Regenwasser nicht genügte, holte man es sich aus dem Urobamba-Tal genauso wie die restlichen Lebensmitttel, die man brauchte. Deshalb brach die Versorgung auch zusammen, als die Spanier das Tal erobert hatten. Machu Picchu wurde aufgegeben und die Natur überwucherte die Gebäude. Erst 1911 entdeckte Hiram Bingham Machu Picchu neu und nach und nach wurden die Überreste wieder freigelegt.
Machu Picchu hat zweifelsfrei etwas Mystisches und man bekommt einen kleinen Einblick in die Größe und die Kultur des ehemaligen Inca-Reiches, das ein paar wenige Spanier aus reiner Gier nach Gold und Schätzen in wenigen Jahren einfach ausradiert haben. Heute muss der Tourist diesen Blick in eine andere Welt teuer bezahlen. Das Zugticket kostete uns 112 Dollar, der Bus noch einmal 19 Dollar und der Eintritt 140 Soles, zusammen also etwa 140 Euro. Dazu kam noch die Übernachtung in Ollantaytambo für 13 Euro die Nacht. Die andern Drei hatten ihre Tickets schon in Arequipa gekauft, sie bezahlten sogar 210 Euro. Man ist von Menschenmengen umgeben, in der Hochsaison bis zu 2500 Personen pro Tag. Für Menschen im Rollstuhl gibt es gar keine Möglichkeiten, aber auch ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuss sind, dürften sich schwer tun. Über die Kontrolle von Pass und Tickets wird jeder Missbrauch unterbunden, es gibt auch keine Kulanz. 3 japanische Studentinnen auf Reise in den Semsterferien mussten den vollen Preis bezahlen, weil das alte Semester schon abgelaufen war und sie für das neue noch keinen Ausweis hatten. Als Matthias für Frank einsprang, konnte er das Ticket von Frank nicht umschreiben lassen und musste den Eintritt für Machu Picchu erneut bezahlen. Peru hat sich entschieden, Ausländer da abzukassieren, wo es sich lohnt, in Machu Picchu etwa oder in der Colca-Schlucht. Angebot und Nachfrage regeln das in unserer Marktwirtschaft, und die Nachfrage steigt.

morgens im Dunkeln ist einfach nicht meine Zeit

Zwischenstation Aguas Calientes

erster Viewpoint auf Machu Picchu

noch halb im Nebel

der Inca-Trail geht auch zum Machupicchu Mountain

Machu Picchu , im Hintergrund Wayna Picchu Mountain

Haupttor

Terassen Richtung Urobambatal

Wayna Picchu Mountain

ohne Mörtel millimetergenau zusammengesetzt
Bewässerungssystem

Machu Picchu mit Wayna Picchu

Machu Picchu im Nebel

Haupttor

Vegetation in der Anlage
Tempelbezirk

Steine, Nebel, Berge

Rasenmäher

wieder zurück in Aguas Calientes


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen